Leder

Was jeder über die Lederindustrie wissen sollte

Leder ist das wirtschaftlich wichtigste Co-Produkt der Fleischindustrie und trägt erheblich dazu bei, dass es sich für Tierhalter:innen weiterhin lohnt, Rinder und andere Tiere einzusperren, sie zu vermehren und zu töten. Auch die Häute von Kühen aus der Milchindustrie werden zu Leder verarbeitet.

Damit wir Leder anziehen, unser Geld darin herumtragen und darauf sitzen können, tötet die globale Lederindustrie jährlich über eine Milliarde Tiere. Die meisten von ihnen erleiden vorher alle Grausamkeiten der Intensivtierhaltung: In überfüllten Ställen oder auf riesigen Masteinheiten wird ihnen jegliches natürliche Verhalten verwehrt. Kälber werden oftmals ohne Betäubung kastriert, erhalten häufig schmerzhafte Brandzeichen, ihre Schwänze werden meist gestutzt, die Hörner gekürzt.

Jährlich werden mehr als 300.000 Kühe in deutschen Schlachthöfen oft nicht ordnungsgemäß betäubt, bevor sie ausbluten und ihre Haut vom Körper geschnitten wird. [1]

Diese Tiere werden für Lederprodukte gehäutet

Rinder, Pferde, Schafe, Lämmer, Ziegen und Schweine – sie alle werden nicht nur für die „Produktion“ von Fleisch getötet, sondern auch für die Verarbeitung ihrer Häute zu Leder. Wegen fehlender oder mangelhafter Betäubung wird den Tieren häufig bei vollem Bewusstsein die Kehle aufgeschlitzt. Außerdem werden zahlreiche Wildtiere gejagt und für ihre Haut getötet – zur Herstellung von Handtaschen leiden außerdem unzählige Krokodile und Schlangen in sogenannter Massentierhaltung.

Weitere Tiere, die für Lederprodukte gehäutet werden:

  • Hunde und Katzen
  • Strauße
  • Zebras, Bisons, Wasserbüffel
  • Wildschweine
  • Kängurus
  • Elefanten
  • Aale, Haie und Delfine
  • Seehunde und Walrosse
  • Frösche und Schildkröten 
  • Krokodile, Eidechsen, Warane und Schlangen

Die Tiere werden auf grausame Weise erschossen, erschlagen, harpuniert, von Fallen zerquetscht, geköpft oder mit Wasser aufgepumpt, damit wir ihre Häute anziehen können.

Leder vs. Kunstleder: Was ist nachhaltiger?

Pflanzenbasiertes und selbst künstliches Leder ist im Vergleich zu tierischem Leder immer tierfreundlicher und weniger umweltschädigend. Die gängigste Alternative zu tierischem Leder ist Kunstleder bzw. synthetisches Leder. [2] Kritiker:innen argumentieren, dass Kunstleder aus Plastik besteht und somit bei der Herstellung Erdöl verwendet wird. Plastik baut sich schlecht ab und kann zu negativen Umweltauswirkungen führen. [3] Bei dieser – berechtigten – Kritik sollte man trotzdem nicht vergessen, dass die Produktion von tierischem Leder deutlich massivere Auswirkungen auf unseren Planeten hat, insbesondere die Tierzucht und die hochgiftige Chromgerbung: Klimakatastrophe, Wasserverschmutzung, Artensterben und Schädigung der Gesundheit von Mensch und Tier.

Bis tierfreie, nachhaltigere Leder auf der Basis von Pilzen oder mithilfe von biotechnologischen Verfahren massenhaft hergestellt werden können, ist hochwertiges Kunstleder das kleinere Übel im Vergleich zu tierischem Leder. Um seinen ökologischen Fußabdruck zu verkleinern, kann man beim Kauf von veganem Leder auf recycelte Materialien achten – zum Beispiel auf rPET, also recyceltes PET. [4, 5]

Gründe, warum Leder die Umwelt zerstört

  • Für die Produktion von Fleisch und den Anbau von Soja als Tiernahrung werden unvorstellbar große Flächen tropischer Regenwälder und anderer Wälder zerstört – auch die Nachfrage nach Schuhen, Gürteln und Handtaschen treibt die Regenwaldzerstörung voran. [6]
  • Jede Minute wird eine Fläche so groß wie drei Fußballfelder abgeholzt. [7] Das hat drastische Konsequenzen für das Weltklima: Es fehlt an Wäldern, um Kohlendioxid aus der Luft aufzunehmen und unseren CO2-Ausstoß auszugleichen.
  • Durch die Regenwaldzerstörung sterben außerdem unzählige Tier- und Pflanzenarten aus. 
  • Der Higg-Index zeigt an, wie nachhaltig bzw. umweltschädlich die Herstellung eines Produkts ist. Je höher, desto schlechter: So gut wie alle Lederarten weisen einen Indexwert von 159 auf – im Vergleich dazu liegt Polyester bei 44 und Baumwolle bei 98. Grund für den hohen Indexwert sind die Auswirkungen der Lederindustrie auf das Klima, der extreme Wasserverbrauch und die enorme Wasserverschmutzung.

Beim Shoppen weiß im Grunde kein:e Käufer:in, woher das Leder stammt, ob Regenwälder für die Produktion zerstört wurden und wie das Tier misshandelt wurde. Die Lieferketten sind undurchsichtig und selbst Leder, das ohne Umweltauflagen gegerbt wurde oder von Rindern stammt, denen ohne Betäubung die Kehle durchtrennt wurde, landet weltweit bei den großen Modemarken und Einzelhandelsunternehmen. [6]

Giftige Gerbung mit Chrom, Aluminium & Co.

Leder wird gegerbt, was meist giftig ist. 85 Prozent der Häute werden mit Chromsalzen haltbar gemacht. Wenn bei der Verarbeitung des hochgiftigen Schwermetalls veraltete Techniken zum Einsatz kommen oder unsauber gearbeitet wird, kann noch vor der Fertigung eine krebserregende Form von Chrom entstehen.

In Entwicklungsländern fließen die teilweise mit Chrom, Aldehyden, Tensiden und Säuren belasteten Abwässer direkt in Flüsse und verunreinigen das Grund- und somit auch das Trinkwasser sowie den Lebensraum zahlreicher Tiere. Der Kontakt zu diesen Chemikalien kann unter anderem zu gereizten Atemwegen und Augen, Hautreaktionen, Nieren- und Leberschäden sowie Krebserkrankungen führen. [8, 9]

Nachhaltigere Alternativen: Ananasleder, Pilzleder, Kork & Co.

Oftmals achten vegane Modelabels bei der Herstellung ihrer Produkte auf ökologische und soziale Aspekte – und treiben umweltfreundliche Innovationen unter Berücksichtigung nachhaltiger und ethischer Aspekte voran.

  • Ananasleder ist ein reißfestes, atmungsaktives und besonders weiches veganes Leder. Die Ananasblätter sind ein Nebenprodukt der Landwirtschaft und würden sonst im Müll landen. Ananasleder eignet sich für Schuhe, Accessoires und Möbel.
  • Kakteenleder kommt ohne Kunststoffe aus, der Nopal-Kaktus benötigt nur wenig Wasser und kann in vielen Regionen Mexikos angebaut werden. Weil Kakteenleder besonders atmungsaktiv und robust ist, können Kleidung, Gürtel und Portemonnaies aus der Lederalternative hergestellt werden.
  • Kork ist vielen wahrscheinlich eher als Bodenbelag, Pinnwand oder Weinflaschenverschluss bekannt – doch der nachwachsende Rohstoff, der von der Korkeiche stammt, ist leicht, weich, robust und nachhaltig: Werden Korkeichen regelmäßig geschält, binden sie bis zu viermal mehr Kohlenstoff als Korkeichen, die nicht geschält werden. Kork eignet sich für Jacken, Gürtel, Taschen und Geldbeutel.
  • Pilzleder wird aus dem Wurzelgeflecht von Pilzen – aus dem Myzel – hergestellt. Bei der Herstellung durchzieht der Pilz Maisreste, Sägespäne oder Hanffasern – dadurch entsteht ein strapazierfähiges, wildlederartiges Produkt. 

Helft jetzt Tieren, die für Leder gehäutet werden!

Schließt euch jetzt unserer Petition an H&M an und bittet das Modeunternehmen, tierisches Leder aus dem Sortiment zu verbannen. Jetzt unterschreiben!